“Ein Wellenschlag über die Regnitz” - “ein frei über der Landschaft schwebendes Band”
Der Siegerentwurf für die StUB-Brücke über den Wiesengrund wurde vorgestellt. Am 6. Mai fand ein vom Zweckverband Stadt-Umland-Bahn organisiertes öffentliches Onlineforum statt.
Auch wenn man die Erlanger Bürger nun mit geschönten Visualisierungen glauben machen will, die 1,6 km lange, 11 m breite und 6,50 m hohe Brücke würde den Wiesengrund nicht zerstören: Diese Brücke ist und bleibt ein massiver Eingriff in die Natur. Wir lehnen jede neue Brücke mitten durch die Talauen ab. Unsere Forderung: Die StUB soll auf bereits vorhandene Straßen.
Der Entwurf wurde von den Preisrichtern hoch gelobt: ein “Wellenschlag über die Regnitz”, ein “frei über der Landschaft schwebendes Band”, eine “atmende Brücke” und ganz wichtig: der Radweg ist “unter der Brücke aufgeräumt”.
Seit wann muss man Radwege aufräumen? Man bedenke: Rad- und Fußwege sind bereits vorhanden und werden täglich tausendfach genutzt. Diese Wege im Wiesengrund sind gerade deshalb so attraktiv, weil sie durch freie Landschaft ohne übrigen Verkehr führen. Durch ein Brückenbauwerk wird diese Attraktivität erheblich eingeschränkt.
Aus der Homepage vom Ingenieurbüro des Siegerentwurfs:
„Mit dem Brückenentwurf gelingt es den Entwurfsverfassern, ein anspruchsvolles Ingenieurbauwerk mit Anmut und zeichenhafter Gestalt in einer sensiblen Landschaft zu verwirklichen. Es wird eine Brücke konzipiert die leicht, durchgängig und verträglich wirkt, zugleich ein neues, ästhetisches Element in die Aue einfügt. Dabei ist insbesondere hervorzuheben, dass keinerlei Abstriche in der geforderten Funktion erforderlich sind und die Überfahrt durch den Regnitzgrund zu einem Erlebnis wird.“, so die Bewertung der Jury.
Professor Aufmkolk, als Fachpreisrichter für Landschaftsarchitektur in der Jury, möchte eines Tages an der fertigen Regnitztal-Brücke ein "Liebesschloss" anbringen, um seine Sympathie zu diesem Brückenentwurf zum Ausdruck zu bringen. Ob er wohl wusste, dass die 11,70 m breite Brücke - also eine Straße etwa so breit wie eine Bundesstraße - Bussen und Straßenbahnen vorenthalten bleiben wird? Fußgänger und Radfahrer werden keinen Zutritt bekommen. Auch der Genuss eines Glas Weines wie auf der steinernen Brücke in Würzburg (Alte Mainbrücke), von der Herr Aufmkolk weiter schwärmte, wird dort leider nicht möglich sein …
Überaus prosaisch wurden auch die Betonfundamente der Brücke beschrieben, die bis zu 19 Meter ins Schwemmland eingelassen werden müssen: Als "Akupunkturen der Freiraum-Intarsien" wurden sie bezeichnet. Hmm?
Wir erklären uns diese Architektenlyrik so: Mit “Freiraum” war wohl die Landschaft des Wiesengrundes gemeint, mit den “Intarsien” vielleicht die, ähnlich wie Einlegearbeiten, natürlich angeordneten Bestandteile: das Schwemmland, die Auen und Wiesen, die Gräser, Büsche und einzelnen Bäume, der Fluss? Und diese werden nun akupunktiert. Aber: Welcher Heilversuch soll dort unternommen werden mittels knapp 20 m langer Betonsäulen?
Was man am Ende also nicht sieht: Große Mengen an Material, vielleicht noch einmal die Hälfte jener Mengen für die oberirdischen Bauteile (v.a. Beton und Stahl), werden für den Unterbau und die standsichere Gründung benötigt und im Untergrund versenkt - und zwar rund doppelt so tief, wie der Sprungturm im Westbad hoch ist.
Hier der Bericht aus den Erlanger Nachrichten vom 29.04.2021: Regnitztal: StUB-Brücke soll 100 Jahre halten